Bedarf haben dürfen 2

Liebe Leserin, lieber Leser!
Ich will nochmal kurz zurück kommen auf die letzte verrückte Geschichte „ Bedarf haben dürfen “. Der Mann hat sich in unseren Praxis auf ADHS testen lassen (dafür braucht man in unserer Privatpraxis Psychiatrie mindestens 2 Sitzungen) und bei ihm wurde tatsächlich eine ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung) diagnostiziert.

ADHS bedarf haben dürfen
Die im vorherigen Beitrag diagnostizierte Klaustrophobie ist eigentlich nicht richtig. Seine Befürchtungen, dass er sich zum Beispiel im Flugzeug nicht frei bewegen kann und/oder eingeengt ist, hat mit seiner Hyperaktivität zu tun. Diese Hyperaktivität oder auch Überaktivität führt häufig zu einem starken äußeren und/oder inneren Bewegungsdrang, nicht still sitzen zu können, herum laufen zu müssen oder auch zum Beispiel ständig die Hände zu beschäftigen oder die Beine bewegen zu müssen. Manchmal sieht man auch bei Personen mit einer Hyperaktivitätsstörung, dass sie häufig ihre Händen zusammen halten oder die Stuhllehne umklammern um diesen Bewegungsdrang der Hände zu unterbinden.
Seine ADHS erklärt auch, warum es in den psychotherapeutisch orientierten Gesprächen so schwer und schwierig war mit ihm auf der emotionale Ebene zu arbeiten, hat er sich doch selber antrainiert auch seine emotionale Impulsivität unter Kontrolle zu halten um in der Gesellschaft nicht aufzufallen. Und auch in Gesprächen mit anderen Menschen hat er sich stark zurück gezogen, um nicht immer mit passenden oder unpassenden Wortmeldungen diese Gespräche zu unterbrechen.
Ohne Kenntnis der Diagnose hat er sein Verhalten so angepasst, dass die vorhandene Symptomatik weniger oder nicht in der sozialen Interaktion stört. Dass er trotz allem Bemühen, bedingt durch seine ihn quälenden individuellen Besonderheiten, nicht in der Lage war seine Fähigkeiten und Möglichkeiten adäquat und vollständig zum Beispiel in seinem beruflichen Umfeld um- und einzusetzen war mit Sicherheit eine ständige Frustration, die mit Sicherheit bereits in der Kindheit und Jugend angefangen hat. Insgesamt kann die Belastung durch die Symptomatik der ADHS zu sekundären, zusätzlichen psychiatrischen Erkrankungen führen. Hier ist an die beispielhaft erwähnten Abhängigkeitsprobleme (Alkohol, andere Drogen oder auch Spielsucht) Angstzustände und öfter auch Depressivität zu denken.
Es kann dann sein das jemand sich mit bestimmten Beschwerden in der Praxis vorstellt, aber das eigentliche zu Grunde liegende Problem ein Anderes ist. Heißt im Umkehrschluss auch, dass wenn ich das zu Grunde liegende Problem gut behandele, diese sekundäre Symptome in den Hintergrund treten oder ganz weg gehen. Dann ist zum Beispiel die Einnahme von Antidepressiva manchmal nicht mehr notwendig.

Wenn Sie noch Fragen oder Anmerkungen haben melden Sie sich, ansonsten: Bis zum nächsten Beitrag meinerseits.

Herzlichst, Ihr Dolf Hage !

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