ADS / ADHS ein Lebenlang

Liebe Leserin, lieber Leser !
Sie kommt pünktlich zum vereinbarten Termin, eine junge Frau, Anfang zwanzig, Studentin, ausreichender Allgemein – und Ernährungszustand, gepflegt.
Sie mache schon mehr als ein Jahr eine ambulante Psychotherapie, verhaltenstherapeutisch orientiert, aber sie hat das Gefühl, dass ihr Beschwerdebild sich nicht ändert. Seit gut drei Jahren habe sie zunehmende Probleme. Sie beschreibt ihre Stimmungslage als gedämpft mit wenig Freude, insbesondere leide sie jetzt an einer Erschöpfung und Antriebsschwäche, schaffe kaum noch ihren Alltag und habe mehrere Studienklausuren abgesagt .
Gefragt, warum sie damals eine Psychotherapie angefangen habe, berichtet sie, dass sie sich sozial zurückgezogen hatte, feststellte, dass kein Kontakt mehr zu Freundinnen und Clique bestand „ ich hatte meine letzte Wohlfühlstation verloren, da hatte ich das Gefühl, dass ich was für mich tun sollte„.

 

ADHS ADS Syndrome bei Erwachsenen

Da sie ihre Kraftlosigkeit und Adynamie in den Vordergrund stellt habe ich ihr eine antidepressive Medikation vorgeschlagen; mit Bupropion, ein Antidepressivum mit einer eher leicht antriebssteigernden Wirkung.
Nach 4 – 6 Wochen gibt sie eine insgesamt positive Rückmeldung, ist zufriedener und bekommt ihre Angelegenheiten besser geregelt. Und sie beschreibt „Ich kann jetzt viel klarer denken„! Eine eher ungewöhnliche Rückmeldung.
Dabei muss man wissen, dass Bupropion früher (heute weniger) auch eingesetzt wurde als Medikation bei Erwachsenen mit ADHS/ADS.
Bei weiteren gezielten Nachfragen erzählt sie, dass sie früher in der Schule immer aufgefordert wurde sich mehr zu beteiligen. Sie war als Schülerin eher zurückgezogen, eine Träumerin, hatte Schwierigkeiten sich zu konzentrieren und zu fokussieren. Ihr Abiturschnitt sei 2,1 gewesen aber eigentlich hatte sie das Gefühl, dass sie es besser hätte machen können. Auch habe sie immer von ihren Eltern zu hören bekommen, dass sie sich in der Schule mehr bemühen sollte.
Auf Grund der beschriebene Wirkung von Bupropion und auf Grund ihrer eigenen Angaben zu Kindheit und Jugendzeit besteht der Verdacht, dass sie nicht nur eine depressive Phase hat, sonder auch ein ADS ( Aufmerksamkeitsdefizit -Syndrom ) und dies schon lebenslang. Eigentlich war sie von meiner Vermutung nicht überrascht, hatte selber auch schon in diese Richtung gedacht und sich informiert.
Wir haben dann besprochen, dass die Behandlung der Depression erstmal im Vordergrund steht um danach zu entscheiden, ob eine weitere Diagnostik im Rahmen der Verdachtsdiagnose ADS sinnvoll ist und eventuell auch medikamentöse Konsequenzen haben könnte.
Wenn Sie noch Fragen oder Anmerkungen haben melden Sie sich, ansonsten: Bis zum nächsten Beitrag meinerseits.

Herzlichst, Ihr Dolf Hage

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