Bipolar | Der betrübte Himmel

Liebe Leserin, lieber Leser
der Mann war schon etwas älter und kam in Begleitung seiner Frau, die auch bei der Untersuchung anwesend war. Er erzählt das Meiste selbst, seine Frau bestätigt, korrigiert und ergänzt.
Zu erfahren ist, dass er schon mehr als 30 Jahre an einer bipolaren Krankheit leidet. Bipolar heißt, dass er Stimmungsschwankungen sowohl nach oben als auch nach unten erlebt, er sowohl manisch als auch depressiv werden kann. Früher gab es diese depressiv-manischen Phasen im Abstand von ungefähr 3 Jahren mir stimmungsmässig ausgeglichenen Phasen zwischendurch. Seine Ehefrau berichtet, dass er jetzt über mehrere Monate, ja seit fast 2 Jahren manisch sei. Er schlafe wenig, nur 4-5 Stunden am Tag, er sei reizbar, werde schnell laut, manchmal auch verbal aggressiv. Er sei ständig am telefonieren, mache irgendwelche Geschäfte, habe dabei auch Geld verloren. Er fange viele Sachen an , mache aber das Meiste nicht zu Ende, lasse alles überall herum liegen. Er verbreite in seiner Umgebung große Unruhe. Seine Ehefrau fühlt sich seelisch belastet und überfordert.
Er hört zu als sie erzählt, unterbricht sie auch mehrmals. Er sagt, er fühle sich sehr wohl, kräftig und voller Tatendrang, mache jeden Tag Sport, habe viele gute Ideen, meint er sei ein erfolgreicher Geschäftsmann.

 

Biploar himmelhoch zu Tode betrübt
Am Anfang seiner Erkrankung wurde er mal mit Lithium behandelt, aber dieses Medikament habe er nach einem Monat selber abgesetzt da er keine Notwendigkeit für eine Behandlung gesehen habe.
Vor einigen Jahren sei er in Kontakt gekommen mit einem Selbsthilfegruppe für bipolar erkrankte Menschen, dort fühlte er sich gut aufgehoben und verstanden. In Corona Zeiten gab es leider keine Treffen mehr. In der Selbsthilfegruppe wurde von mehreren Personen berichtet, dass es ein Medikament gibt das dafür sorgt, dass diese Schwankungen nicht oder nicht mehr so schlimm auftreten: Quetiapin.
Er hat sich dann dieses Medikament verschreiben lassen aber leider fühlte er sich, auch bei niedriger Dosierung müde und schlapp, hat dann nach kurzer Zeit auch dieses Medikament abgesetzt.
Das Problem ist, dass bei einer Manie der Betroffene selber meist nicht leidet, er fühlt sich im Gegenteil großartig, voller Energie, mit vielen Ideen, unschlagbar. Wer leidet, ist seine direkte Umgebung; unter seiner Unruhe, seinem unüberlegten und manchmal risikoreichen Verhalten welches zu finanziellem Schaden oder auch körperlichen Verletzungen führen kann. Bei einer Depression ist es genau anders herum, da leidet der Betroffenen und weniger die Umgebung, die ist vielleicht eher genervt.
Dementsprechend ist es schwierig, jemanden der manisch ist, medikamentös zu behandeln, weil der Betroffene die Notwendigkeit nicht einsehen kann. Für ihn ist seine Welt in Ordnung. Manchmal kommt es nur durch Druck aus seiner direkten Umgebung zu einem Behandlungskontakt, wie auch hier geschehen, wo Ehefrau und Tochter ihm schlimme Konsequenzen angedroht haben, wenn er sich nicht behandeln lasse.
Wie es mit ihm weiter geht und welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen, dazu das nächste Mal mehr.
Wenn Sie noch Fragen zum Thema Bipolar oder Anmerkungen haben, dann melden Sie sich, ansonsten bis zum nächsten Beitrag meinerseits.
Herzlichst Ihr Dolf Hage

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