Eine verrückte Geschichte zum Verrücktwerden

Liebe Leserin, lieber Leser!
Ich kenne ihn schon seit einigen Jahren, er kommt unregelmäßig und zum Teil auch in größeren Abständen. Meist besteht große Not, wenn er sich meldet oder er von seinem Betreuer vom ambulant betreuten Wohnen gebracht wird .
Er ist Mitte Dreißig, ohne Arbeitstätigkeit und er hat eine kleine Wohnung, in der er mal besser mal schlechter zurecht kommt. Seit Jahren trinkt er phasenweise viel Alkohol und konsumiert verschiedenste Drogen, am liebsten Cannabis und Kokain aber auch andere Drogen, wenn die gerade zur Verfügung stehen. Und wenn er dann mal wieder exzessiv konsumiert hat wird er psychotisch, wahnhaft, schwer misstrauisch und ablehnend, gereizt und ausfallend.

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Er hat schon mehrere Aufenthalte in psychiatrischen Krankenhäusern hinter sich, meist freiwillig, aber auch schon zwangseingewiesen.
Wenn er dann bereit ist eine Medikation einzunehmen, dann ist er ein wirklich netter Kerl, freundlich und charmant. Nur leider hält seine Bereitschaft Medikamente zunehmen meist nicht lange an und er taucht ab, kommt nicht mehr in die Sprechstunde.
Heute kommt er in Begleitung seines Betreuers und er ist gut zurecht, er bekommt seit einigen Monaten ein Depot-Präparat gegen die Psychose.
Bei einem Depot-Präparat wird das Medikament in eine ölige Lösung gemischt und diese wird dann in Muskelgewebe gespritzt – meist in die Po-Backe oder den Oberarm. Diese ölige Lösung wird dann verzögert vom Körper aufgenommen und in die Blutbahn gebracht. Durch die langsame Abgabe in den Körper wirken diese Medikamente 3-4 Wochen bei sehr gleichmäßiger Konzentration im Blut. Und der Patient braucht dann meist nicht mehr ein-oder mehrmals am Tag Medikamenten zu schlucken.
Im Gespräch beugt er sich auf einmal über meinen Schreibtisch und meint, er wollte mir etwas erzählen, was er in all diesen Jahren, die wir uns kennen noch nie gesagt habe! Er berichtet dann über schon seit Jahren bestehende akustische Halluzinationen. Er höre Stimmen verschiedenster Art in seinem Kopf. Diese Stimmen geben Kommentare ab über seine Handlungen, diese Stimmen geben ihm auch Aufträge, diese Stimmen beschimpfen ihn, diese Stimmen quälen ihn und er leide unter diesen Stimmen! Und dann sagt er:
„Aber wissen Sie, dass ist so merkwürdig und komisch mit diesen Stimmen, dass ich mich nie getraut habe Ihnen davon zu erzählen, ich hatte Angst, dass Sie mich für verrückt erklären.“
Erstmal soweit für heute, wenn Sie noch Fragen oder Anmerkungen haben, melden Sie sich. Ansonsten: Bis zum nächsten Beitrag meinerseits.
Herzlichst,
Ihr Dolf Hage

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