Sexualität und andere Nebenwirkungen

Liebe Leserin, lieber Leser,
gestern war er wieder mal in der Praxis. Ich habe ihn vor gut einem halben Jahr kennen gelernt, er kam damals mit einer ziemlich ausgeprägten Depression und berichtete schon seit Jahren an depressive Schwankungen zu leiden. Stimmungseinbrüche, die ihn erheblich in seiner Lebensqualität beeinträchtigt und auch seine berufliche Karriere behindert haben. Seine eheliche Beziehung war belastet, auch durch seine verstärkte Reizbarkeit. Er hatte sich immer verweigert Medikamenten gegen Depressionen ein zu nehmen, weil er meinte, dann eine andere Persönlichkeit zu werden. Jahrelang hat er sich über Wasser gehalten mit Beruhigungsmitteln wie Tavor ( Lorazepam) und Valium ( Diazepam).


Damals, nach einem ausführlichen Gespräch über seine Beschwerden und die Chancen der Behandlung mit Antidepressiva, war er dann bereit einen Versuch zu wagen. Ich habe ihm einen Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer verschrieben und nach einigen Wochen war er fast begeistert über diese Medikation. Er fühlte sich erleichtert, ausgeglichener und hatte mehr Elan. Was jedoch von Anfang problematisch war, waren die Nebenwirkungen. Das vermehrte Schwitzen war nicht angenehm aber für ihn akzeptabel. Belastend war für ihn die Nebenwirkung der sexuellen Dysfunktion – er verspürte eine ausgeprägte Lustlosigkeit, Schwierigkeiten seine Erektion zu halten und einen sehr verzögerten Samenerguss. Lange Zeit hat er diese Nebenwirkungen in Kauf genommen, weil er so dankbar über die positive Wirksamkeit des Medikamentes war. Jetzt, nach mehreren Monaten machten ihm diese sexuellen Störungen zunehmend zu schaffen. Eine Reduzierung der Dosierung schien nicht sinnvoll, da die meisten Nebenwirkungen Dosisunabhängig sind – also bei jeder Dosierung gleich auftreten.?Ein eindeutiger Anlass, dieses Antidepressivum abzusetzen und ihn auf eine neue Medikation, ein anderes Mittel aus einer anderen Wirkungsgruppe einzustellen. Selbstverständlich hat er hierbei sehr gemischte Gefühlen, insbesondere die Befürchtung, dass er erneut depressiv wird !?! Wir haben besprochen, das erste Medikament ausschleichend abzudosieren und fast zeitgleich das neue Antidepressivum einzuschleichen – wobei es kein Garantie gibt, dass es bei diesem neuen Medikament nicht die gleichen oder andere Nebenwirkungen auftreten. Wir haben einen neuen Termin vereinbart und bei Bedarf wird er sich zwischendurch melden.

Wenn Sie noch Fragen oder Anmerkungen haben, melden Sie sich, ansonsten: Bis zum nächsten

Beitrag meinerseits.

Herzlichst,

Ihr Dolf Hage

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