In der Ruhe liegt die Kraft!

Liebe Leserin, lieber Leser
sie nimmt jetzt seit mehreren Monaten, meist zweimal täglich, Methylphenidat (Medikinet/Ritalin) ein und meist am Wochenende nicht. Sie hat keine Nebenwirkungen und gibt eine positive Rückmeldung über die Wirksamkeit.
Sie hatte schon früh das Gefühl anders zu sein, irgendwie nicht so wie ihre Freundinnen oder Mitschülerinnen. Nur da, wo sie herkomme, gäbe es kein ADS
(Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom), zumindest keine Medikation, meint sie.

 

In der Ruhe liegt die Kradt
Sie ist jetzt Anfang Dreißig und hatte schon als Schülerin das Gefühl nicht dumm zu sein (eine spätere Intelligenztestung ergab einen IQ von über 130). Nur war sie immer irritiert, dass die Anderen mit weniger Aufwand deutlich bessere Resultaten erreichten. Sie wurde zunehmend frustriert und entwickelte im Laufe der Jahre Unsicherheiten und Ängste, auch depressive Gefühle mit sozialem Rückzug. Sie fühlte sich nicht in der Lage konstruktive Ideen oder eigene Vorschlägen einzubringen. Sie lebte immer in einer Art Reaktionsmodus – sie habe immer abgewartet und habe sich immer angepasst. Dabei fühlte sie sich gleichzeitig missverstanden und unterfordert.
Unter der jetzigen Medikation mit Methylphenidat fühlt sie sich deutlich geordneter und ruhiger. Sie kann sich besser konzentrieren, auch über einen längeren Zeitraum. Es ist ihr möglich strukturierter zu denken und voraus zu planen, Strategien zu entwicklen und Ziele zu verfolgen. Sie ist weniger ablenkbar.
Sie bewertet ihre eigenen Veränderungen durchaus positiv, aber nicht euphorisch. Es eröffnen sich nun für sie neue Perspektiven und Möglichkeiten, sie kann den Reaktionsmodus jetzt verlassen, sich selber mehr trauen und sich mehr in den Vordergrund stellen.
So hat sie jetzt Überlegungen ihren Arbeitsplatz, an dem sie sich schon lange unterfordert fühlt, zu wechseln. In ihrer Beziehung fand sie früher Sicherheit und Geborgenheit – sie war jedoch auch die passivere, dominierte Person, ihr Mann ist entsprechend nicht ganz glücklich mit ihrer Veränderung…
Für mich war eine sehr wichtige Aussage von ihr, dass sie sich jetzt in der Lage fühle zu differenzieren, welcher Teil ihrer Schwierigkeiten durch die ADS-Symptomatik verursacht wird und welcher Teil vielleicht mehr mit ihrer biografischen Entwicklung und Persönlichkeit zu tun hat.
Sie befindet sich schon in psychotherapeutischer Behandlung, was richtig und notwendig ist, um in dieser Zeit der Veränderung und des Umbruchs für sich den richtigen Weg zu finden.

Eine allgemeine Ergänzung noch zum Schluss. Die ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) mit ihrer häufig sehr präsenten Hyperaktivität scheint weniger im weiblichen als eher im männlichen Geschlecht zu finden zu sein.

Wenn Sie noch Fragen oder Anmerkungen haben melden Sie sich, ansonsten: Bis zum nächsten Beitrag meinerseits.
Herzlichst, Ihr Dolf Hage

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